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Ich war jüngst auf Sylt. Man gönnt sich ja sonst nichts, 8,90€ für eine Tasse Tee aus dem Beutel mit lauwarmem Wasser aufgegossen. Dafür hat man dort den Anblick von Gestalten, die damit prahlen, in Kampen Dieter Bohlen, oder: schlimmer noch, Herbert Grönemeyer,  gesehen zu haben.

Ich würde dergleichen niemals zugeben. Was ist so peinlich, wie Herbert Grönemeyer mal aus der Ferne gesehen zu haben außerhalb eines Stadion, welches von seiner miesen PA akustisch ruiniert wurde? Peinlicher wäre es nur noch, Annalena Baerbock begegnet zu sein, die Sylt wahrscheinlich auch zum Ausland zählen würde. Sie gönnt sich ja sonst kein Wissen, sondern nur Moral. Ich aber habe dort Alice Schwarzer gesehen... Tolles Ding. Nicht die Frau natürlich, sondern das Erlebnis. Die Frau an sich ist ja kein Ding, sondern eben eine Frau. Frau Schwarzer saß am Nebentisch im Restaurant, las in ihrem eigenen neuesten Buch, murmelte dabei "Transidentität, intersektioneller Feminismus und Transaktivismus" in ihren Damenbart hinein und schnipste den Kellner, einen vom System unterdrückten Mann (vgl. Esther Vilar) zu sich und brummelte "Krabbenbrot, presto". Frau Schwarzer blätterte in ihrem eigenen Buch und murmelte laut hörbar vor sich hin, besser hätte sie es auch nicht ausdrücken können.


Krabbenbrot kam prestissimo. Alice biß, ohne aufzublicken hinein, warf das dunkle Landbrot auf den Teller und schimpfte, hier sei ja Rührei drauf. Das wolle sie nicht. Der Kellner diensteiferte submissest, es stünde in der Karte, daß Krabbenbrot bedeute, Krabbe auf Rührei auf Brot, auf Wunsch mit einem Salatblatt gegen 1,80 € Aufpreis. Alice widmet bekanntlich keinen Mann eines Blickes, aber sie hatte auch die Karte nicht angeschaut, obwohl "Speisekarte" eindeutig weiblich ist. Sie zog dann ihren letzten Trumpf aus dem Ärmel: sie sei eine celebrity, und jede und jeder wisse, daß sie Vegetarierin sei. Deshalb könne sie unmöglich Rührei essen.

Der Kellner erkundigte sich darauf hin, wer sie denn sei.

So soll das Leben sein!