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Ich war gestern mal wieder in Hannover spazieren. Manchmal schaue ich mir diese Stadt noch gerne an. Ich habe dort lange gearbeitet. Leben kann man dort nicht, wie schon der Dichter Gottfried Benn wußte. 

Hannover verslumt zusehends und wird zu einer Art Berlin in der Mitte Deutschlands. Der Weg vom Hauptbahnhof über die Lister Meile ist deprimierend. Am Raschplatz sitzen Drogensüchtige, die von Sozialpädagogen belästigt werden, die von Jesus faseln. 

Hundert Meter weiter kostet eine lächerliche Kugel von etwas, was  hoffentlich zutreffend als "Speiseeis" bezeichnet wird, 1,70 Euro. Die Tüte Pommes Frites dazu kostet 4 Euro. Mit Hinweis auf der Preisliste, daß das Öl so teuer geworden sei. Kommt nur davon, daß sich Deutschland in den Krieg in der Ukraine einmischt, ein Land, welches Deutschland absolut nichts angeht. Bei solchen Preisen steige ich aus dem Konsum aus. Ich weiß, daß ich damit die Schere zwischen Arm und Reich weiter mitöffne. Steige ich bei 1,70 aus, kostet die Kugel demnächst 3 Euro und nur die Besserverdienenden können sie sich noch leisten. Die Rechnung ist einfach: Der Eismann hat weniger Arbeit bei gleichem Gewinn. Aber ich bin nicht mehr mit im Boot. Ich betreibe bestimmt keine Galerie dafür, daß Eisverkäufer von meinen Einnahmen leben können. Im Supermarkt bekommt man übrigens für den Preis einer Kugel Eis auf der Lister Meile einen halben Liter. Den muß man sich dann natürlich schönlöffeln. Wenn man Eis aus dem Supermarkt vor sich hinschönlöffelt fehlt einem der Anblick der Bettler auf der Straße. Macht ein schlechtes Gewissen. Oder?