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Meine gesamte Kindheit war mit Bilora Kameras verbunden.


Mein Vater brachte mir die ersten photographischen Schritte mit einer 

Bella 4,5x6 bei.

Meine ersten Photos waren absolut gruselig. 

Ich habe kürzlich die Negative wiedergefunden.

Mein erster Film, bestimmt von Agfa, entwickelt in der Drogerie Ungewickell, Marschnerstraße in Berlin Lichterfelde. 

Wir wohnten Nummer 9, umgeben von asozialem Geschmeiss wie der Familie Hart mit vier ekelhaften Töchtern. 

Barbara. Isolde. Martina. Und noch eine Weitere, deren Namen ich vergessen habe. Vielleicht: Ute. Oder Sabine. Alles so asoziale Namen. Immerhin aber besser als Ümit, Cyzmet,  Reyhan, Ceyjam und Ali. Und Mohammed. So heißen die Kinder ja heute in Berlin.

Der Vater rülpste unentwegt und arbeitete bei der Müllabfuhr, wenn er denn mal arbeitete.

Und einem gewaltätigen Polizisten, der Klaus Werner Schneider hieß,  und einem DDR-Flüchtling, den man in der DDR fast aufgehängt hätte als Hausverwalter. Ein Herr Münch:  der hat meine Abneigung gegen "Flüchtinge" deutlich geprägt. Die wohnten auch in meinem Kinderhaus. Herr Münch und "Flüchtlinge".

Familie Spindler. Hat man leider auch nicht aufgehängt, dachte ich damals. Mit dem Sohn, Christian Spindler, mußte ich mal Zwangsgeburtstag feiern. War die Hölle. Ich bekam von meinen Eltern Schokolade als Geschenk eingepackt. Milka Süß. Christian Spindler war ein unglaublich hässliches Kind, äußerlich und charakterlich. Gewann mit einer Blech-Autobahn gegen alle anderen Kinder. Einfach, weil die Blechautobahn nur eine Spur hatte, auf dem das hässliche Kind sein eigenes Auto positiert hatte. Überholen: Ging nicht. Das hässliche Spindlerauto gewann immer. Das hässliche Kind sabberte und freute sich. Später wurde dann ein Frauenmörder aus ihm.

Und die guten Nachbarn, die Schneiders. Werner, der Polizist, extrem alkoholsüchtig und Schläger. Und Monika, die Frau, extrem blond. Der Werner Schneider hat mal meine Mutter im Keller verprügelt, weil sie sexuell nicht willig war. Berliner Polizei eben. 1962. Heute ist die Berliner Polizei fest in muslimischer Hand und nicht mehr so prüde.

Ein freundlicher Ingenieur für Radiotechnik war auch noch da: Herr Rehfuß. Der wohnte im ersten Stock, sabberte und schlurfte und konnte das Radio meines Schulfreundes Klaus Zabel auch nicht mehr reparieren. Seine Expertise datierte aus den 1920er Jahren. Wir lebten aber schon in den 1960ern. Möglicherweise Gruppensex meiner Eltern mit Familie Schneider von gegenüber war angesagt.

Und Frau Menzel... Deren Sohn war mal versuchsweise mit 28 ausgezogen, an den Hindenburgdamm, 600 Meter weit, und wieder zurück. Hatte eine grandiose Eisenbahn. Trix Express, hab ich als Kind sehr bewundert. Der VT08, die BR 52. Alles Trix Express.


Ungewickell verkaufte auch Feuerwerkskörper übers ganze Jahr. Und heimlich Coca Cola an mich, wovon meine Mutter niemals etwa erfahren hat. Genauso wie von den heimlichen Zigarettenverkäufen an mich. Es gab damals Zigaretten in Packungen von vier Stück. Chesterfield. Ich und James Dean und Humphrey Bogart und Ronald Reagan. Wir alle haben Chesterfield geraucht. Ich war damals eigens aus dem Hochparterre geklettert, um nach Ladenschluß Coca Cola bei Ungewickell zu kaufen.

Und ich hab bei Ungewickell auch die von meinen Eltern streng verbotenen Micky-Maus-Comics gekauft.

Herr Ungewickell ging selbst noch in die Dunkelkammer und fuhr Renault R5. Den klassischen R5.

Sein Sohn Ernst wurde dann später Medizinprofessor in Hannover. Von Berlin nach Hannover... Was soll ein Vater dazu denken. Von Berlin nach Hannover. Direkt aus der Berliner Dunkelkammer in die Professur nach Hannover. Sowas kann ein Berliner Herz kaum aushalten. Damals war Berlin noch Berlin und kein Migrantenslum. Jetzt ist Ernst Ungewickell auch schon tot.

Auf meinen Bildern Flugzeuge, die man auf den Bildern nur erahnen konnte: Aha, dort eine Lockheed Superconstellation. Aha, dort eine Noratlas. Herr Ungewickell senior, auch schon tot, mag meine Photos für Staubflecken auf den Negativen gehalten haben, die er selbst verschuldet habe.

Die Flugzeuge waren eher anhand ihres einzigartigen Flugbildes zu identifizieren als aufgrund meiner ersten Photos.

Okay, ich war damals 10 Jahre alt.


Mein Vater und ich gingen damals gerne auf einen Friedhof in Berlin Neukölln, der direkt hinter dem Flughafen lag und heute zu einem Slum verkommen ist, wo grölende Muslime sich gen Mekka wenden, wenn sie nicht gerade auf christliche Gräber fäzieren.

Damals kam die Lockheed Super Constellation aus New York in Tempelhof an. Einmal in der Woche New York - Berlin. Selten mit mehr als 15 Minuten Abweichung vom Flugplan. Das waren die alten Zeiten: Pünktliche Flugzeuge über 3600km und keine christgräberscheissenden Muslime in Berlin.

Die Bilora Bella meines Vaters ging irgendwie auf dem Umzug meiner Mutter von Berlin nach Föhr verloren; ebenso wie meine Modellboote, die ich mit meinem Vater gebaut hatte. Graupner Modell einer Chris Craft Constellation. Und die Kitty. 

Die Modellboote gingen laut der schwachen Erinnerung meiner Mutter an einen Sozialpädagogen, der sie geistig ebenso schwachen Kindern zugänglich gemacht haben soll, ein Herr Scharioth soll dabei eine Rolle gespielt haben  in der Söhtstraße 5 in Berlin, gleich gegenüber von Rainer Krug, der noch mit 57 bei seiner Mutter wohnte und beim Finanzamt arbeitete, wo er Arbeitende terrorisierte. Er war der schlechteste Schüler meines Jahrganges. Aber fürs Finanzamt reichte es schon noch.


Herr Scharioth war Sozialpädagoge. Seine Frau Ärztin. Ehen, in denen die Männer dumm sind und die Frauen klug, halten meist nicht lange. So auch in diesem Fall. 

Frau Dr. med. Scharioth zog aus und der Sozialpädagoge blieb allein mit vielen kleinen Mädchen in der Wohnung zurück. No no #metoo.  Der Herr Scharioth war grundsolide.

Die Bella 4,5x6  meines Vaters war also weg.
Ich habe mir aus einer deprimierten Nostalgie heraus eine ähnliche Kamera gekauft und damit photographiert. Es war eine Bella 35 für Kleinbildfilm.
Mittlerweile habe ich auch eine „originale“ 4,5x6cm Bella wieder gekauft. Aber das ist eine andere Geschichte.

Es gab auch andere Menschen in meinem Leben, die mir Photographie beibrachten. Eine Legende meiner Mutter erzählt gerne, Tante Trudchen mit dem Buckel und dem Magnesiumblitz habe mir das Photographieren beigebracht. 

Die ist aber leider ein paar Wochen vor meiner Geburt gestorben, und im Grab blitzt es sich schlecht. Und gelingt das Blitzen im Grabe: wer entwickelt dann den Film? Foto Weckbrodt wird es nicht machen.

Ein wichtiger Mensch für meine photographische Reifung war Erna Pluskat, die wahrscheinlich lesbische Gefährtin meiner Tante Charlotte Faustmann. In den sechziger Jahren sprach man von solchen Dingen nicht.

Erna Pluskat lieh  mir ihre Agfa Silette und lies mich einfach von der Leine.

Meine mittlerweile legendären Photos von Neil Diamond 1971 in der Berliner Philharmonie machte ich mit der Voigtländer Vito meines Großvaters Robert Strzolka. Einer der ganz großartigen Menschen meines Lebens.

Phantastisches Konzert. Die besten Bilder meines Lebens bis dahin. 1971 gab es keine Security in Konzerten. Ich wurde von Diamond freundlich begrüßt, durfte auf die Bühne klettern und ihn aus nächster Nähe photographieren. Ich war 15 Jahre alt.

Und heute? Müssen wir mit meinen Bildern mit der Bilora Bella 35 erstmal weiter leben.

Die anderen Bilder kommen noch. 

Versprochen.