Künstlerlexikon zu Alois Gmeiner
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Name: Alois Gmeiner
Geb. 01. 09. 1964
Geb Ort: Klagenfurt / Österreich
Kunstrichtung: Fotograf, Foto-Grafiker, Konzeptkunst, Autor
Adresse: A-1020 Wien, Rembrandtstr. 23/5,
Tel: 0043/133 20 234
Tel / Fax: 0043/133 20 234
Mail: 2000@chello.at
Mitglied: Künstlergemeinschaft ArtLL
Homepage: www.kreativerspinner.com www.werbetherapeut.com
Werdegang:
Nach Abschluss der Werbeakademie in Wien 1995, Arbeit in verschiedenen Agenturen in Österreich. Seit 1997 selbständiger Werbe- und PR-Fachmann als Brotberuf. Intensive Beschäftigung mit dem Medium Fotografie und fotografischen Objekten. Autodidaktische Ausbildung, Teilahme an mehreren Kunstfotoseminaren im In- und Ausland. Beschäftigung mit Literatur und Undergroundliteraten. Briefkontakt mit Charles Bukowski der erste literarische Gehversuche kommentiert. Seit 1999 Buchautor und intensivere Beschäftigung mit Kunst und Grafik.
Kunstaktionen - Ausstellungen:
2014 Fotobuchprojekt: Wien ganz unten (Obdachlose in Wien)
2013 Fotobuch: Jesus
2013 Fotobuch: Doors of Dublin
2011 Fotobuch: Die Erotik der Zigarren (Akt und Smoke)
2011 Gedichtband mit deutschen Gedichten von Roberto Yanez Honecker
Gegenstand des Zaubers
2011 Fotobuch: Briefmarken sexy
2008 - 09 Start des Fotoprojektes „Menschen bei Augarten“ in der Porzellanmanufkatur Augarten in Wien“ für Buchprojekt und Austellungsprojekt
2008 Kunstaktion BÖRSE Wien „95 Thesen“ – und Buchprojekt „Krise Crash und 1000 Milliarden“
2008 Toilet Art – Fotos am Lokus - Wien verschiedene Locations
2008 Neuauflage Fotobuch „Menschen am Wiesenmarkt“
2001 – 2009 Wallpaper Grafik – Echte Foto-Grafiken von Plakatwerbesujets; viele Ankäufe von privaten Sammlern
2006 The gravejard Projekt – Fotos von und für Friedhöfe
Investigative Ausstellungen in Locations in ganz Österreich
2005 Messe Klagenfurt Foto-Ausstellung
2003 White Trash Litarturperformance in Wien; Herausgabe des Buches “Ekelhaft” Literaturanthologie"
2001 - 04 Streetartperformances und Ausstellungen in mehreren Lokalen, Kanzleien, Praxen
1999 - 2000 Das Jahr 2000 Anti-Panik Projekt (Buchprojekt und Survival Performance Aktion in Wien)
1999 Menschen am Bleiburger Wiesenmarkt. Buchprojekt und Ausstellung im Rathaus Bleiburg, Bleiburg / Österreich
1996 Foto-Kollagen: 15 Minutes Fame. Galerie Wolke, Wien / Österreich
1995 Entwicklung Fotoobjekte
1994 Design-Archiv Museum für angewandte Kunst Wien
1991-93 Modekollektion und Performance, Offline-Mode Wiener Hofburg
Verkaufsausstellung Design: Museum für Angewandte Kunst, Wien
1986 Kontraste. Städtische Galerie im Stadthaus Klagenfurt, Klagenfurt / Österreich (Fotografie)
Meine Fotografie:
Vorbilder für meine Fotoarbeiten sind „Dorothea Lange“, „Berenice Abbott“, „Paul Strand“ und natürlich auch “Walker Evans“. Fotografen/innen, die sich strikt der Abbildung der Realität verschrieben haben – auch wenn diese Realität manchmal weht tun kann. Dennoch sind deren Fotos von beeindruckender Schönheit in der Komposition – obwohl doch meist Schnappschüsse. Ein Statement von Berenice Abbott mag das verdeutlichen:
„Ich verstehe unter ehrlicher, ungekünstelter Fotografie, dass man sie als eigenständiges Medium benutzt.....Jeder Stoff kann verschieden interpretiert werden und erfordert die phantasievolle und intelligente Objektivität des Menschen hinter der Kamera. Das Bild kommt zustande, nachdem man das Motiv gewählt und die Kamera darauf gerichtet, abgedrückt und es dann mit den besten zur Verfügung stehenden Mitteln entwickelt und kopiert hat, damit man seine Absicht besser vermitteln kann...Aber Technik um der Technik willen ist wie Kunst um der Kunst willen – ein Ausdruck für künstlerische Isolation, kreativen Eskapismus... Fotografie bedeutet Kommunikation. Denn was unsere Zeit braucht, ist eine menschliche Kunst, eine Breitenkunst....um dieses Bedürfnis zu befriedigen, kann die Fotografie nie zu tief schürfen oder ihre Grenzen zu weit abstecken.“
Schönheit und Hässlichkeit – Fröhliche Leichtigkeit und leidvolle Schwere liegen im Leben immer sehr nahe nebeneinander. Das Helle kommt nicht ohne das Dunkle aus. Genau das soll in meinen Bildern zum Ausdruck kommen. Auch wenn es um die Abbildung des „Ewigen“ geht. Jesus mag ewig sein, seine von Menschen gemachten Abbilder sind es in keinem Fall. Und genau diese Diskrepanz hat mich am JESUS-Projekt gereizt. Den Verfall zu zeigen. Die Zeit abzubilden.
Zu allen Zeiten schon haben sich die Christen mit dem Gedanken beschäftigt, wie Jesus Christus wohl ausgesehen haben mag. Die ganzen letzten Jahrhunderte über gab es die verschiedensten Darlegungen über das Antlitz des Gekreuzigten. Hierbei reicht die Palette von der bildlichen Darstellung Jesus als makelloser Jüngling, ohne Bart und in jugendlicher Schönheit, über das Bild des bärtigen Weisen, nach griechischem Vorbild der Philosophen, bis hin zur Darstellung Jesus in gotischen Zeiten als leidender Christus oder schon tot am Kreuz.
Alle Bildnisse des Gottessohnes hatten dabei eine gemeinsame Intention: den Gläubigen zu zeigen, dass der Sohn Gottes den Tod überwunden hat, dass er für die Menschheit diesen qualvollen Weg gegangen ist, um sie zu erlösen und ihr die göttliche Offenbarung nahezubringen. Dabei war es beabsichtigt, den Heiland als "Ewigen Jesus" zu sehen, der selbst über der Endgültigkeit des Todes steht, der den Menschen die Aussicht auf ein ewiges Leben in der Obhut des Allmächtigen gibt und über die Vergänglichkeit hinaus weiter besteht. Jesus kam als "Der Vollkommene" auf die Erde, um uns Menschen, die seit dem Sündenfall von Adam und Eva unvollkommen geworden sind, von der Schuld zu befreien. Er gab sein vollkommenes Leben für uns hin, damit wir eine Chance bekamen, unsere Sünden von Gott vergeben zu bekommen.
Archaisch-morbide Facetten des Christusbildes
Die hier vorliegende Fotokunst zielt darauf ab, genau diesen Umstand des "Ewigen Jesus" in einem anderen Licht zu betrachten, als dies in üblicher Weise in den meisten künstlerischen Darstellungen des gekreuzigten Heilands geschieht. Die kunstvollen Fotos, teils schwarz-weiß, teils in Farbe, zeigen einen anderen Heiland, zeigen die Vergänglichkeit und die Verderblichkeit des Jesusabbildes. Es werden Plastiken und Skulpturen des gekreuzigten Jesus gezeigt, aufgenommen auf den verschiedensten Friedhöfen, die zu den herkömmlichen Bildnissen des Gekreuzigten gewollt in Kontrast stehen und einen kunstvoll-konträren Gegenpol symbolisieren sollen. Jesus ist auf diesen Fotos nicht wie sonst schön modelliert und in überirdischer Anmut zu sehen, ganz im Gegenteil - das Antlitz und der geschundene Körper des Hingerichteten sind verstaubt und schmutzig, haben unschöne Makel und Bruchstellen, wirken schäbig und angeschlagen, sind ramponiert oder die Farbe blättert ab. Keine jugendliche, vollkommene Schönheit, kein gottgleiches Gesicht mit himmlisch-erhabenen Zügen ist hier zu sehen. Die Motive zeigen auf beeindruckende Weise den Verfall und die Degeneration in einer kreativen und stilvollen Art, die in dieser Form wohl einzigartig ist.
Wie mag Jesus ausgesehen haben?
Dieser Frage sind die Menschen schon seit jeher nachgegangen. Da es für das Aussehen Christi keine ausreichenden Belege gibt, gingen die Spekulationen in alle möglichen Richtungen. Mit der Zeit kristallisierten sich zwei Positionen innerhalb des Christentums heraus: Die einen glaubten, Jesus sei im Gegensatz zu uns gewöhnlichen Menschen besonders schön und anmutig gewesen, die anderen meinten, er sei außerordentlich hässlich gewesen. Dieser Auffassung waren vor allem Kirchengelehrte aus Nordafrika, wie zum Beispiel Tertullian, welcher davon sprach, dass "Christus umherging in Geringheit und Unansehnlichkeit". Auch der angesehene Bibelgelehrte Cyrill von Alexandria und Clemens von Alexandria sahen Jesus als "unschön" an und sprachen davon (siehe das Buch Jesaja), "dass aber der Herr selbst eine unschöne äußere Erscheinung hatte, das bezeugt der Geist des Jesajas ..." und "denn er hatte keine Gestalt und keinen Schmuck, dass wir ihn angesehen hätten, und kein Aussehen, dass er uns gefallen hätte ..." (Jesaja, 52,14-53,3)
Diese dem Herrn auferlegte Hässlichkeit sahen die Menschen als besondere Demutshaltung an. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass damals nicht daran zu denken war, diesen "hässlichen Jesus" in irgendeiner Form künstlerisch darzustellen. Deshalb war es in der ersten Zeit der Christenheit so, dass für die Gestalt Jesu Symbole und Zeichen verwendet wurden, wie zum Beispiel der Fisch, der Anker, das Kreuz oder das Christusmonogramm.
Jesus Christus in der Kunst im Wandel der Jahrhunderte
In der Frühzeit des Christentums wurde über lange Zeit davon Abstand genommen, Jesus Christus in irgendeiner Weise überhaupt künstlerisch darzustellen. Für die ersten Christen war es damals undenkbar, den Gekreuzigten, dessen Präsenz so kurz nach dem Zauber der Auferstehung noch fast greifbar war, in seinem Leiden am Kreuz bildlich festzuhalten. Der Wohltäter der Menschheit, der Wundertäter, der Blinde heilte und Tote zum Leben erweckt hatte, konnte nicht in dieser schmerzvollen Haltung am Kreuz für die Nachwelt festgehalten werden. Dafür lag der Zauber des Ostermorgens noch zu präsent in der Luft. Die schandhafte Darstellung des Gottessohnes am furchtbaren Marterinstrument des Kreuzes war eine heidnische Abstrusität, die für den Gottessohn, den Weisheitslehrer und Weltenherrscher nicht im Entferntesten in Betracht kam.
Ein weiterer entscheidender Grund für die Zurückhaltung in der Kunst war die Nachwirkung des jüdischen Bilderverbots. Die Kirche lehnte die Abbildung des Gottessohnes schroff ab, wobei sie sich auf das Bildnisverbot im Alten Testament berief, in welchem es hieß: "Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde." (2. Buch Mose, 20,3-4)
Christus hatte den Tod überwunden, war in den Himmel aufgestiegen und brachte den Menschen mit seiner Auferstehung die Zuversicht auf das ewige Leben, auf die Verheißung der göttlichen Erlösung. Die Urchristen waren der Auffassung, dass der Auferstandene, der nun an der Seite seines Vaters im Himmel thronte, weder in seiner herrschaftlichen Position noch in seinem Karfreitags-Martyrium bildhaft dargestellt werden konnte. Es hätte die göttliche Herrlichkeit und Unbegreiflichkeit in einem hohen Maße verkleinert und sogar vermenschlicht, was für die Christen der Urkirche verboten war.
Doch mit größerem zeitlichen Abstand zu den österlichen Geschehnissen wuchs der Wunsch der Christen, sich ein Bild des Erlösers zu machen. Die Sehnsucht der gläubigen Menschen stieg, sich ein wirkliches, reales Bild des Heilands machen zu können. Dies äußerten sie schon im Johannesevangelium, in welchem die Rede von griechischen Passah-Pilgern war, die riefen: "Wir möchten Jesus sehen!" (Johannes 12,21)
Bevor die Person Jesus Christus erstmals künstlerisch dargestellt wurde, beschränkten sich die Menschen darauf, die verschiedensten Symbole für die Christusdarstellung zu verwenden. Am häufigsten verwendet wurde - neben dem Kreuz - der eucharistische Fisch, welcher in der frühchristlichen Kunst sehr oft auf Wandmalereien zum Einsatz kam. Die Herkunft des Fischmotivs als Christussymbol ist nicht eindeutig geklärt. Es wird allerdings vermutet, dass es mit der wundersamen Geschichte von den fünf Gerstenbroten und den zwei Fischen zusammenhängt, mit welchen Jesus 5000 Menschen gespeist hatte (Johannes 6,1-15). Seitdem wurde das Fischsymbol hauptsächlich mit einem auf dem Fisch stehenden Brotkorb abgebildet. Eine der bekanntesten Darstellungen dieser Art ist die Wandmalerei in der Calixtus-Katakombe in Rom aus dem 2./3. Jahrhundert. Die meisten Sinnbilder, die für Jesus erschaffen wurden, fand man jedoch nicht in den Hallen der Kirchenbauten und Katakomben, die von der kirchlichen Obrigkeit in Auftrag gegeben wurden, sondern mehr in den Häusern von reichen Christen. Dabei kamen vor allem die Taube als Sinnbild der Erlösung zum Einsatz, außerdem der Fisch als eucharistisches Symbol und der Pfau als Zeichen für die Unsterblichkeit.
Die frühesten Symbole für Jesus Christus waren nicht - wie man vielleicht denken würde - die Kreuzsymbole, sondern das Christusmonogramm und das sogenannte Staurogramm.
Das Christusmonogramm ΧΡ (auch „Chi-Rho“ oder "Konstantinisches Kreuz" genannt) wurde vor allem in der Spätantike im 2. Jahrhundert nach Christus von den Urchristen verwendet, die es als Symbol für Jesus und als Erkennungszeichen untereinander benutzten. Das Zeichen XP hatte seinen Ursprung in dem griechischen Wort Χριστός, welches übersetzt "Christos" heißt und von welchem die ersten beiden Buchstaben verwendet wurden. Sogar Konstantin der Große ließ nach einer nächtlichen Vision das XP-Zeichen auf die Schilder seiner Soldaten malen, wonach er siegreich aus der kriegerischen Auseinandersetzung hervorging.
Das Staurogramm wiederum wurde recht früh ornamental als Kreuz angeordnet, als eine Ligatur der griechischen Buchstaben T (Tau) und P (Rho). Im fünften Jahrhundert verschwand es als Christussymbol und das Kreuz übernahm diese Rolle, welches bereits im dritten Jahrhundert mit der Geste des "Sich-Bekreuzigen" aufkam.
Die ersten christlichen Darstellungen des Gottessohnes in menschlicher Gestalt kamen hauptsächlich im dritten und vierten Jahrhundert nach Christus auf. Nach dem Triumph der Christen über das Heidentum gab es immer mehr Befürworter einer bildhaften Darstellung des Erlösers, darunter zum Beispiel Hieronymus und Johannes Chrystostomos. Diese beriefen sich auf den Psalm 45,3, in welchem Jesus gegenüber dem Menschen als um ein Vielfaches schöner beschrieben wird, mit einer göttlichen Anmut und auf ewig gesegnet.
Die wohl erste uns bekannte Darstellung des Heilands am Kreuz ist eine Spottdarstellung bereits aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus, bei welcher Jesus mit einem Eselskopf dargestellt wurde. Dieses Bildnis stammt aus Rom und hat den Untertitel "Alexamenos betet Gott an". Die spöttische Abbildung war in die Mauer einer römischen Erziehungsanstalt eingeritzt worden. Mit diesem Spottbild sollte der junge Alexamenos, ein bekennender Christ, lächerlich gemacht werden und damit ebenso Jesus Christus. Diese für uns älteste Darstellung der Kreuzigung wurde im Jahr 1856 bei Aufräumarbeiten in Rom entdeckt und wird auf etwa 123 bis 126 nach Christus datiert.
Die ersten von Christen selbst erschaffenen Christusdarstellungen kamen erst im dritten Jahrhundert auf. Vornehmlich wurde Jesus hier als guter Hirte dargestellt, ein Symbol, welches schon in der Antike als Zeichen für Menschenfreundlichkeit galt. Jesus wird als der gute "Menschenhirte" abgebildet, der sich dafür opfert, um seine Schafe zu retten. Der Schafträger wurde schon vorher in der Antike als Rettungssymbol verwendet und nun in die frühchristliche Kunst mit übernommen. Es sind über 300 in Stein gemeißelte oder gemalte Jesus-Abbildungen in Form des guten Hirten erhalten. Die Darstellung des Schafträgers war deshalb in der römischen Gesellschaft so beliebt, weil sich die Menschen davon ein paradiesisches Leben nach dem Tod versprachen. Zudem galten die Hirtenbilder als allgemeines Symbol für eine menschenfreundliche Verhaltensweise (Philantrophie).
Neben den Lammträger-Abbildungen kamen ab dem 4. Jahrhundert nach Christus vor allem solche Bildnisse des Heilands hinzu, auf denen er als schöner Jüngling ohne Bart zu sehen ist. Viele christliche Sarkophage wurden mit solchen Jesusdarstellungen verziert. Diese Jugendlichkeit des Heiltäters war besonders symbolträchtig aufgrund derselben Jugendlichkeit der noch "frischen" Christenheit. Diese Abbildungsweise zog sich noch bis ins 6. Jahrhundert nach Christus hinein, was beispielsweise an den Mosaiken in Ravenna zu sehen ist (im Mausoleum der Galla Placida und in der Kirche San Vitale).
Die wohl älteste bekannte Wiedergabe speziell der Kreuzigung Jesu ist eine kunstvolle Abbildung auf einem Kästchen aus Elfenbein, welches im Britischen Museum in London aufbewahrt wird. Die Schatulle stammt aus Oberitalien und wird etwa auf das Jahr 420 nach Christus datiert. Neben den Darstellungen des Heilands als makelloser Jüngling wurden ab Anfang des 5. Jahrhunderts nach Christus auch Abbildungen erschaffen, auf denen Jesus als weiser Kirchenlehrer mit typischem griechischen Philosophenbart abgebildet war. Diese Darstellungsart kam als Reflex zu den heidnischen Philosophien auf und sollte darauf abzielen, Jesus als den wahren Philosophen zu zeigen. Die Christen bekamen nach der konstantinischen Wende ein neues Selbstbewusstsein und spiegelten dies auch in ihren künstlerischen Abbildungen wider. Ab dem 6. Jahrhundert nach Christus kamen unter dem Einfluss des byzantinischen Kaisertums Kunstdarstellungen hinzu, auf denen Jesus Christus als Herrscher und Pantokrator gezeigt wurde. Charakteristisch für diese Bildnisse waren die direkt auf den Betrachter gerichtete Kopfhaltung und die nach oben deutende Geste der rechten Hand, während in der linken Hand das Buch des Lebens abgebildet wurde. Jesus wurde hier als besonders ernst und mit einer kaiserlichen Unnahbarkeit dargestellt. Ein berühmtes Beispiel für eine typische Abbildung Jesus Christus als Lehrer, beziehungsweise Herrscher mit Philosophenbart und charakteristischer rechten Handbewegung, ist die Ikonenabbildung "Christus Pantokrator" aus dem Katharinenkloster auf Sinai aus dem 6./7. Jahrhundert nach Christus.
Im frühen Mittelalter kristallisierten sich zwei Darstellungsformen heraus, die als nicht von Menschenhand geschaffen galten (sogenannte Acheiropoietai).
In der Ostkirche war dies das "Mandylion", welches als Urbild der Ikonenkunst zu betrachten ist. Dieses entstand nach der Legende des Königs Abgar von Edessa aus Syrien, welcher zu Zeiten Jesu lebte und von ihm angeblich einen Abdruck seines Antlitzes erhielt, welcher ihn von einer schweren Krankheit heilte. Dieser Tuchabdruck wurde als Vorlage für die späteren Mandylion-Darstellungen verwendet, weshalb ein Mandylion auch als Abgar-Bild oder Christusbild von Edessa bezeichnet wird. Jesus wird auf diesen Abbildungen mit schulterlangem Haar und von einer göttlichen Herrlichkeit umgeben gezeigt. Ein berühmtes Mandylion befindet sich in der päpstlichen Privatkapelle im Vatikan.
Die zweite Darstellungsform des Mittelalters setzte sich in der westlichen Kirche durch. Hierfür galt das "Schweißtuch der heiligen Veronika" als Vorbild. Legenden aus dem 6. Jahrhundert zufolge soll die heilige Veronika Jesus auf dem Kreuzweg ein Schweißtuch gereicht haben, mit welchem sich der Geschundene den Schweiß und das Blut aus dem Gesicht wischen konnte. Auf wundersame Weise soll sich das Antlitz des Herrn in dem Tuch manifestiert haben ("vera icon" - wahres Bild). In den zahlreichen Darstellungen des Kreuzwegs ist die Szene über die heilige Veronika an der sechsten Station nachgestellt. Heute ist das Schweißtuch der Veronika, welches als meistverehrte und wertvollste Reliquie des Christentums gilt, in einem Tresor im Veronikapfeiler des Petersdoms in Rom aufbewahrt. Dieser Pfeiler wurde extra zu diesem Zweck Anfang des 16. Jahrhunderts gebaut. Das Schweißtuch der heiligen Veronika und das Christusbild von Edessa wurden fortan zur Vorlage für die meisten Abbildungen Jesu der darauf folgenden Zeit.
Bis zum Ende der Romanik wurde Christus am Kreuz typischerweise in Form des "Viernageltypus" dargestellt. Dies bedeutet, dass die Füße nebeneinander am Stamm festgenagelt sind und zusammen mit den zwei Nägeln der Arme den sogenannten "Viernageltypus" bilden. Die Füße liegen dabei auf dem "Suppedaneum" auf, einem quer angebrachten Brett zur Abstützung. Dieses Querbrett ist nicht bei allen Kreuzigungsabbildungen oder -plastiken vorhanden. Wurde Jesus vor der Zeit der Romanik noch jung und bartlos dargestellt, so zeigte man ihn in der romanischen Kunst mit herrschaftlichem Bart, sehr würdevoll und meist mit einer Königskrone auf dem Kopf. Dies sollte sich mit Beginn der Gotik ändern (13. bis 14. Jahrhundert). Die Königskrone wandelte sich in eine Dornenkrone, welche bei den frühen Werken der Gotik noch haubenartig geschlossen war. In der Spätgotik wurde die Dornenkrone eher als offener Kranz dargestellt. Eine weitere Änderung ergab sich aus der Darstellung der Beine. In der Gotik entwickelte sich der sogenannte "Dreinageltypus"; dies bedeutet, dass die Füße nicht mehr nebeneinander, sondern übereinander wiedergegeben wurden. Die Füße wurden somit nur noch mit einem Nagel am Kreuz festgemacht, deshalb der Ausdruck "Dreinageltypus". Das Stützbrett für die Füße fiel beim Dreinageltypus weg. Die wohl berühmteste und erste Kreuzigungsdarstellung im Dreinageltypus ist das Kreuzigungsrelief von Tirlemont, welches aus dem Jahr 1149 stammt. Auch das Turiner Grabtuch weist den Dreinageltypus auf und sorgte mit seiner Popularität für eine weite Verbreitung dieser Darstellungsform.
Im Gegensatz zu vorgotischen Abbildungen wurden bei den Arbeiten der Gotik fast immer die Seitenwunde und die Wundmale dargestellt. Ein weiterer neuer Aspekt während der Gotik war die Darstellungsform des Heilands auf unterschiedliche Weise: Wurde er in der Romanik häufig als Weltenherrscher wiedergegeben und somit als "überirdisch" und als "lebender Christus" (Cristo vivo), so gesellte sich in der Zeit der Gotik entweder die Darstellungsform des schon toten Christus hinzu (Cristo morto) oder die des leidenden, gequälten und sterbenden Christus. Die während der Passion erlittene Peinigung wurde immer mehr in einer realistischen Form und auf eine naturalistische Weise hervorgehoben. Dazu kam, dass Jesus immer mehr in menschenähnlicher Gestalt abgebildet wurde, was in vorgotischer Zeit undenkbar gewesen wäre. Jesus wurde nun immer realistischer abgebildet, mit einem ausgezehrten Körper und mit von Schmerzen durchzogenen Gesichtszügen. Nicht nur die Wiedergabe der Wundmale war eine Neuerung der Gotik, auch die Darstellung der Kleidung war anders als in der romanischen Kunst. In der Romanik wies das Lendentuch Christi noch ausschließlich Längsfalten auf, während in der gotischen Kunst eine geraffte Form mit Querfalten üblich wurde. Später, zu Zeiten des Barocks, entwickelte sich eine eigendynamische Gestaltung des Lendentuchs; es zeigte sich wallend, flatternd, aufgebauscht und manchmal mit nach innen gedrehten Enden. In der byzantinischen Kunst wurde Jesus sogar am ganzen Körper eingekleidet wiedergegeben, was allerdings entgegen der Überlieferung geschah.
Eine besondere Darstellungsform des Gekreuzigten war der "Jansenistische Christus". Hierbei wurden die Arme Jesus nicht seitlich ausgebreitet dargestellt, sondern nach oben emporgestreckt. Die jansenistische Art der Christusdarstellung ist sehr selten und geht auf Cornelius Jansen zurück, einem niederländischen Theologen. Jansenistische Christusfiguren wurden meist aus Elfenbein gefertigt. Um die Jesusplastik an einem Stück herstellen zu können, wurden die Arme nach oben gestreckt dargestellt, ansonsten hätten sie seitlich angestückelt werden müssen. Durch verschiedene Päpste war die jansenistische Darstellung des Gekreuzigten über eine lange Zeit verboten.
Eine besondere Art der jansenistischen Jesusdarstellung war das "Federkielkruzifix". Dieses wurde ebenfalls vollständig aus Elfenbein geschnitzt und wurde so schmal gefertigt, dass es in einem als Schutzhülle dienenden Federkiel Platz fand. Diese in jansenistischer Manier gefertigten Miniaturschnitzereien wurden vom 16. bis ins 19. Jahrhundert hinein hergestellt.
In der Zeit der Renaissance (15. bis 16. Jahrhundert) wandelte sich das Bildnis des "Schmerzensmannes" in eine optimistische Aufbruchstimmung. Die Menschen besannen sich wieder auf das Wissen und die Kunst der Antike, was sich vor allem positiv auf den wissenschaftlichen Fortschritt, aber auch auf die Kunst auswirkte. Jesus wurde wieder vermehrt als Herrscher und Heros abgebildet, ganz nach den antiken Vorbildern. Viele Werke entstanden unter den Händen berühmter Namen, wie zum Beispiel Dürer, Da Vinci, Bruegel oder Cranach. Das Antlitz Jesu wurde in dieser Zeit oft sehr anmutig und in einer entspannten Körperhaltung wiedergegeben. Der für die Renaissance typische Gedanke des Menschen als eigenständiges und schöpferisches Individuum spiegelte sich auch in der christlichen Kunst wider. Der Maler wurde nicht mehr nur als ausführendes Organ des Auftraggebers gesehen, sondern gestaltete nun auf ganz eigene, individuelle Weise sein schöpferisches Werk.
Albrecht Dürer zeigte mit seinem Selbstporträt aus dem Jahr 1500 nach Christus einen ganz neuen Weg auf, der bezeichnend für den Übergang in die Neuzeit war. Er stellte sich selbst in charakteristischer Jesus-Manier dar, sowohl im Gesichtsausdruck als auch angesichts der Körperhaltung. Dürer wollte mit seiner Selbstdarstellung wohl einerseits die Möglichkeit zur Selbstwerdung hervorheben, andererseits aber auch damit ausdrücken, dass es erstrebenswert sei, sich selbst möglichst nahe in Richtung des göttlichen Ideals zu entwickeln. Was für viele als anmaßend erschien, war für Albrecht Dürer wahrscheinlich nur ein Ausdruck seiner eigenen Frömmigkeit und die schöpferische Wiedergabe seines künstlerischen Selbstbewusstseins.
Bezeichnend für den Barock (17. bis 18. Jahrhundert) waren farbenfrohe Stilmittel, gepaart mit einer sinnlichen Ausdrucksweise. In Anlehnung an Michelangelos Jesusdarstellung wurde der Heiland aber auch vermehrt in anklagender Haltung und mit aufbäumendem Oberkörper abgebildet.
Rembrandt war der bedeutendste Vertreter dieser Zeit. In Anlehnung an das Neue Testament griff er zahlreiche Bibelszenen auf, woraus vielfältige und kostbare Kunstwerke entstanden. Im Jahr 1648 erschuf er das Werk "Christus nach dem Leben", eine sehr menschliche Darstellung des Heilands, die unter anderem dadurch besonders realistisch erschien, da sie bewusst nach einem jüdischen Modell erschaffen wurde. Jesus wirkt auf diesem Bild ausgesprochen menschlich. Er wendet den Blick vom Betrachter weg zur Seite und strahlt eine zerbrechliche Verletzlichkeit aus.
Eine besondere Art der Jesusabbildung stellen die Herz-Jesu-Bildchen dar, die vor allem im 18. und 19. Jahrhundert auftauchten. Hier wird Jesus mit blutendem Herzen gezeigt, meist von der Dornenkrone oder der leuchtenden Glorie umrahmt. Jesus Christus wird auf den Herz-Jesu-Bildern auffallend sanft und gütig verbildlicht, auf eine naturalistische Art und Weise und in einer verniedlichenden, fast kitschigen Form.
In der Zeit des Expressionismus (Ende 19. Jahrhundert bis Anfang 20. Jahrhundert) ging die Abbildungsform weg von einer detailgetreuen und realistischen Darstellung. Ziel war es, das Wesentliche des Gezeigten hervorzuheben und in künstlerischer Form umzusetzen. Bezeichnend für diese Zeit war auch eine vielfältige Gestaltungsvarianz und die Verknüpfung und Vermischung vergangener Stilepochen. Populäres Beispiel für expressionistische Werke ist Emil Nolde (1867-1956) mit seinem "Abendmahl" aus dem Jahr 1909 und den neun Bildern "Leben Jesu" aus den Jahren 1911 und 1912.
Im 20. Jahrhundert lässt sich keine formell für sämtliche Varianten der Jesusdarstellung geltende Struktur festlegen, weder formal noch inhaltlich. Die Formfindung wird vorrangig von der gesellschaftlichen und religiösen Einstellung sowie von der Persönlichkeit und durch das Kunstverständnis des Künstlers geprägt. In den Werken kommen gesellschaftskritische Aspekte, traditionelle und provozierende Elemente ebenso zum Ausdruck wie beispielsweise Verehrung, Spott, Kritik, Verzweiflung, Leiden, Zuversicht oder Lebensbejahung. In vielen Kunstwerken wird Jesus als ein Mensch der heutigen Zeit gezeigt, der mit gesellschaftlichen und persönlichen Problemen zu kämpfen hat und der unter den verschiedensten Zuständen zu leiden hat.
Das 20. Jahrhundert ist aber auch ein Jahrhundert der Weltkriege, eine Zeit, die geprägt wurde durch die Tötung Millionen von Menschen und die von der Gefahr der Atombombe gezeichnet ist. In der Kunst zeigte sich dieser Umstand vor allem darin, dass Jesus wieder vermehrt als Gekreuzigter dargestellt wurde. Die Kreuzigungsszene war schon immer ein Symbol für das Leiden der Menschheit und wurde im Laufe der Zeit - auch ohne religiösen Hintergrund - zum Sinnbild für die Qual und das Elend der Menschheit. Inzwischen gibt es neben der Darstellung des Kreuzigungsszenariums nur noch wenige neuere Abbildungen des Gottessohnes in der Moderne (darunter Werke von Georges Rouault und Alexej Jawlensky). Dies hängt vornehmlich mit dem Umstand zusammen, dass sich die Kunst aus dem Einfluss der kirchlichen Vorgaben herausgelöst hat.
Fotobuch:
JESUS
Fotografische Dokumente der Vergänglichkeit
ISBN-13: 978-3732294183
Alois Gmeiner